Die Rute kann man als Erregungsindikator für die Stimmung unseres Hundes sehen. 

Als Verlängerung der Wirbelsäule ist sie quasi der Ausläufer und sichtbare Extremität, die uns den Allgemeinzustand beziehungsweise die Körperspannung sichtbar macht. 

Umso erregter unser Hund ist, desto höher ist seine Körperspannung. Das macht die Bewegung seiner Rute:

  • abgehackter
  • steifer
  • schneller
  • enger

Auslöser:

  • Freude
  • Angst
  • (Handlungs-)Unsicherheit
  • Frust
  • u.v.m.

Umso entspannter unser Hund ist, desto geringer ist seine Körperspannung. Das macht die Bewegung seiner Rute:

  • weicher
  • sanfter
  • langsamer
  • weiter

Auslöser:

  • (Handlungs-)Sicherheit
  • Vertrautheit
  • Müdigkeit
  • u.v.m.

Unter der Rute liegt übrigens der geruchliche Sender unserer Hunde, der sich an die Umwelt richtet. Das hatte evolutionär Einfluss auf die kommunikative Wirkung der Stellung der Rute. Es gibt Lebenssituationen, da macht es Sinn sich „vorzustellen“ oder „darzustellen“ und es gibt Lebenssituationen da möchte man seine Privatsphäre oder kann gerade keinen Kontakt zu anderen gebrauchen. So ist es auch bei unseren Hunden. 

Umso höher die Rute steht, desto mehr Selbstbewusstsein und Kontaktbereitschaft wird kommuniziert. Er öffnet quasi den Kontaktkanal zur Außenwelt. Dies kann sowohl eine Spieleinladung als auch eine drohende Botschaft sein.

Umso tiefer die Rute steht, desto geringer ist der Wunsch der Selbstdarstellung in diesem Moment. Der Kanal zur Außenwelt ist geschlossen. Angst, Schmerz und Unsicherheit ist nur ein Faktor dafür. Auch beim Konzentrieren auf eine bestimmte Sache oder beim Fressen möchte unser Hund nicht gern gestört werden. Das hat dann aber nichts mit unsicherem Verhalten zu tun, sondern ist sein Zeichen an die Umwelt, dass er gerade für sich sein möchte, also schließt er seinen Kanal.

Hierzu eine beispielhafte Übersicht in der das Zusammenspiel von Rutenanspannung und Rutenstellung zusammengeführt werden.

Die Rute kann je nach Situation länger in einer Position bzw einem Zustand bleiben oder immer wieder zwischen verschiedenen Zuständen hin und her wechseln.

Beispiel Angst: Ein Hund der große Angst/Unsicherheit empfindet hält die Rute oft über längerem Zeitraum geklemmt.

Beispiel Imponieren: Der Hund der gerade bei einem anderen Lebewesen (Hund, Mensch, Elefant, …) Eindruck schinden möchte hält die Rute oft über längeren Zeitraum weit oben.

Beispiel Fressen: Hier kann ich z.B. bei meiner Lilo beobachten, wie sie als direktes Ausdrucksmittel immer wieder zwischen hochgestellter und abgesenkter Rute hin und her wechselt. Rute oben: wenn sie den Kopf vom Napf erhebt um nach Fresskonkurrenten Ausschau zu halten. Rute unten: während der Kopf im Napf ist und sie am Fressen ist. (Dazu möchte ich die Tage noch ein Video bereitstellen)

Auch innere Konflikte können ein buntes Rutenspiel im Sekundentakt auslösen. Beispielsweise beim Kuscheln. “Das mag ich, aber irgendwie wirds mir grad zu eng”

Der Hund kommuniziert direkt und ständig. Desto mehr ihr beobachtet, desto feiner wird euer Sinn und euer Verständnis für das, was euer Hund gerade empfindet oder wahrnimmt. So kann aus einem Imponieren auch schnell ein Drohen werden. Genauso kann aus Angst auch schnell in Entspannung wandeln.

Beispiel Imponieren <> Drohen: Im ersten Moment möchte euer Hund einem anderen Hund in der Ferne imponieren. Die Rute steht entspannt nach oben ohne viel Spannung. Der andere Hund nähert sich und legt dabei auch einen selbstbewussten Auftritt hin, dazu ist er viel größer als euer Hund gedacht hat. Jetzt steigt vielleicht seine Anspannung. Die Rute steht immer noch nach oben, jedoch fehlt die Lockerheit und wenn die Rute dann noch leicht zu vibrieren anfängt (kurze, abgehackte Bewegung) dann sind wir ins Drohen gerutscht.

Beispiel Angst <> Entspannung: Es ist Fasching und ihr seid als Hexe oder Frankenstein verkleidet. Im ersten Moment erkennt euch euer Hund nicht und klemmt die Rute ein, weil ihm dieses gruselige Wesen Angst macht. Ihr kommt näher und sprecht beruhigend mit ihm, auch kann er geruchlich jetzt einsortieren, dass ihr es seid. Die Rute bleibt zwar unten, aber wird lockerer und bekommt vielleicht sogar eine weiche Bewegung. Oder euer Hund bleibt zwar in der Erregung, also bleibt die Rute angespannt, wandert aber nach oben. Dann ist die ängstliche Erregung der freudigen Erregung gewichen.