Teil 1: Die “Kosten-Nutzen-Rechnung” im Training

Hunde sind ausgesprochene Opportunisten! Die Natur gibt ihnen eine Formel der „Kosten-Nutzen-Rechnung“ mit. Handlungen, die ihn mehr kosten als nutzen, werden verworfen. So läuft mein Hund – auch im Sommer, wenn der Teer heißer ist als die Wiese – lieber auf der Straße, wo er sich im blödsten Fall dann die Pfoten verbrennt. Wo ist da der Nutzen?

In erster Linie darin, dass die Straße weniger Widerstand bringt, als die Wiese mit Grashalmen (klingt erst mal komisch, aber wenn wir es überspitzen und an hüfthohes Gras denken, wird’s uns schon klarer) und es sich somit da bequemer läuft.

Warum mein Hund aber auch verbrannte Pfoten in Kauf nehmen würde, können wir in zwei Themen unterteilen. Zum einen bringt eine sinnvolle „Kosten-Nutzen-Rechnung“ mit sich, dass man sich Strategien zurecht legt. Das spart kostbare Energie, immerhin ist das Hirn einer unserer hungrigsten Energiefresser. Also 100 x auf der Straße laufen, war die bessere Strategie, dann wird das ab jetzt immer für ihn gelten. Die Tage an denen es über 30° hat kommen ja nicht so oft vor.

In der zweiten Hälfte der „Kosten-Nutzen-Rechnung“ geht es darum, dass der Hund im „Hier & Jetzt“ lebt und Verknüpfungen vorrangig im Moment entstehen. Die Unannehmlichkeiten von verbrannten Pfoten entstehen nach längerer Zeit oder sogar erst hinterher und können nur schwer mit der zurückliegenden Handlung verknüpft werden.

Und was bringt uns das jetzt fürs Training mit dem Hund?

In Bezug auf das Anwenden von Strategien, dass der Hund eine lohnenswerte Handlung nach genug Wiederholungen automatisch ausführen wird, bzw nicht mehr hinterfragt.

Und im zweiten – der Logik des Verknüpfens – dass er die Handlung Verknüpft, die unmittelbar mit den Umständen einhergehen.

Beispiele
lohnenswerte Strategie beim Abruf “Hier”Verknüpfung beim Ausgeben eines Spielzeuges “Gib”
Negatives BeispielWenn der Hund beim Kennenlernen das Kommandos „Hier“ immer dann hört während er gerade die Nase in einem spannenden Mauseloch vertieft, lernt der Hund, dass das Signal „Hier“ für ihn heisst, dass eine sehr lohnenswerte Aktion vom Menschen abgebrochen wird, um dann im blödsten Fall gelangweilt an der Leine zu laufen. Also wird er das unvorteilhafte zurückkommen zum Menschen verwerfen und die Strategie „weglaufen“ bevorzugen.Wenn der Hund jedes mal das Kommando „Gib“ hört, während er an dem einen und der Mensch am anderen Ende des Spielzeugs zieht, lernt der Hund „YAY, „Gib“ heisst, dass wir ein lustiges Zerrspiel veranstalten“.
Positives BeispielWenn der Hund beim Kennenlernen das Kommando „Hier“ immer dann hört, wenn gerade keine Ablenkungsreize vorhanden sind und daraufhin beim Menschen die lohnenswertere Handlung abläuft – die neben dem altbewährten Keks auch ein kurzes Spiel sein kann – wird er die Strategie Zurückkommen beim „Hier“ verinnerlichen.
Wenn der Hund jedes mal wenn er das Kommando „Gib“ hört, während er gerade freiwillig das Maul öffnet (besser kurz davor), lernt der Hund „YAY „Gib“ heisst, dass ich etwas hergebe“. Lohnen wird sich das beispielsweise für ihn, wenn im Aufbau ein Tauschhandel stattfindet. Auch hier wieder „Keks“ oder ein anderes Spielzeug.
Boxer Rüde zieht an einem Ball mit Strick.

Strategie und Verknüpfung greifen dabei ineinander. Wenn man beide Aspekte der Wahrnehmung des Hundes beim Training berücksichtigt, eröffnen wir dem Hund eine wunderbare Welt des Trainings mit uns. Das Ergebnis ist ein Hund, der gerne mit uns kooperiert und ein glücklicher Mensch, der Spass durch erfolgreiches Training mit seinem hündischen Partner hat. Ein Hund der sich darauf verlassen kann, dass unsere Entscheidungen sich für ihn lohnen, wird seinem Menschen vertrauen. Das stärkt die Verbindung zwischen euch.

Hund lernt auch in schweren Situationen zum Menschen zurück zu kommen.

Zusammenfassung:

  1. Der Hund wird immer das tun, was sich für ihn lohnt und das muss nicht immer das sein, was wir uns wünschen.
  2. Der Hund legt für wiederkehrende Umstände Handlungs-Strategien fest, die er irgendwann ohne zu hinterfragen ausführen wird.
  3. Der Hund wird in seiner Wahrnehmung immer das verknüpfen, was unmittelbar mit den Umständen einhergeht.

Fazit:

Wenn wir alle wichtigen Kommandos, mit Bedacht unter Berücksichtigung auf die Bedürfnisse und Anforderungen an den Hund aufbauen, findet ein faires erfolgreiches Training statt.

Alles im Sinne von „verstehen – vertrauen – verbinden“ …

Im zweiten Teil von: „Ja warum tut er das denn (nicht)?“ geht es darum, wie der Hund mit unseren Wortsignalen umgeht und ob er wirklich jedes einzelne Wort versteht.